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Stadtrat treibt Anergienetz voran

19. September 2022
Hauseigentümer in der Stadt Rorschach sollen möglichst schnell Heizenergie aus dem Bodensee beziehen können. Der Stadtrat möchte nächstes Jahr mit dem Bau des Anergienetzes starten.

In der Stadtinfo Nr. 2 hat der Stadtrat darüber informiert, dass er plant, das riesige Energiepotenzial des Bodensees zu nutzen, um die Stadt oder zumindest Teile davon mit «sauberer» Wärme zu beliefern. Das Anergienetz bezieht Seewasser und transportiert es in verschiedene Quartierzentralen. Dort wird das Wasser mit zentralen Wärmepumpen erwärmt und in einem Nahwärmenetz den Endnutzern zugeführt. Das abgekühlte Seewasser gelangt anschliessend zurück in den See. Das Potenzial ist gross, heizen doch in Rorschach noch die meisten Haushaltungen mit fossiler Energie.

Hohe Investitionskosten

Der Aufbau eines Anergienetzes ist mit hohen Kosten verbunden. Eine Studie bestätigt die Machbarkeit für Rorschach. Als Investor treten die Technischen Betriebe Rorschach TBR auf, welche das Netz auch betreiben würden. Ob sich das lohnt, soll ein Businessplan zeigen, den der Stadtrat bei der Anex Ingenieure AG in Auftrag gegeben hat. Gleichzeitig erarbeitet das Ingenieurbüro ein Bauprojekt mit Kostenvoranschlag für die ersten beiden Etappen.

Erste Vorleistungen haben die TBR bereits im Zuge der Sanierung der Hauptstrasse geleistet. Wichtig war insbesondere die Strassenquerung der Anerglieleitung als Verbindung von der geplanten Seewasserzentrale an der Hauptstrasse 30 zur Kirchstrasse. Damit wird der Anschluss des Stadthofes ans Anergienetz möglich. Von dessen Energiezentrale aus werden bereits heute die öffentlichen Gebäude in der Nachbarschaft mit Wärme versorgt.

Absichtserklärung mit der Kantonalbank

Als erste private Interessentin hat sich die St. Galler Kantonalbank gemeldet. Diese plant die Total­sanierung ihres Geschäftshauses und ist interessiert, dieses ans Anergienetz anzuschliessen. Sie ist auch bereit, den Technischen Betrieben in ihrer Liegenschaft den Platz für eine Quartierzentrale zur Verfügung zu stellen. Ab dieser könnten nicht nur das Bankgebäude selbst, sondern auch verschiedene Nachbargrundstücke mit Wärme versorgt werden. Die St. Galler Kantonalbank und die Stadt Rorschach haben eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.

Eine erste Kostenschätzung der Anex Ingenieur AG geht für die ersten beiden Etappen, inkl. der bereits getätigten Vorleistungen, von Gesamtkosten in der Höhe von 9,7 Mio. Franken aus (+/- 25%). Aktuell wird das Bauprojekt mit Kostenvoranschlag erarbeitet. Investitionen in dieser Höhe verlangen nach einer Urnenabstimmung, die der Stadtrat im ersten Halbjahr 2023 durchführen will. Voraussetzung ist allerdings, dass der Businessplan einen langfristig kostendeckenden Betrieb des Anergienetzes erwarten lässt.

Plan der Phasen 1 und 2 Anergienetz-Ausbau
Nach Abschluss der ersten beiden Bauetappen könnte das grün eingefärbte Gebiet ans Anergienetz angeschlossen werden.